logo Thorsten Pawletta, Sven Pawletta, Hochschule Wismar - University of Technology, Business & Design


Diplomarbeit

Statistische Analyse des dynamischen Betriebs­verhaltens von Schrottpaketierpressen am Beispiel der RAS III


    

1. Prüfer:
2. Prüfer:

Betriebsbetreuer:

Prof. Dr.-Ing Thorsten Pawletta
Prof. Dr.
-Ing. Sven Pawletta

Dipl.-Ing. Bernhard Kock

  

 

Jacky Ölscher, Aug. 2004

 

 


Einleitung

 

Die vorgestellte Arbeit ist eine Vorstudie für die Entwicklung einer automatischen Maschinenzustandsüberwachung der Schrottpresse RAS III, gem. Abb. 1. Das untersuchte System dient dem Verpressen von losem Schrott zu kantigen Paketen. Beim Pressvorgang können durch eingeklemmte Kleinteile mitunter Fressvorgänge an den drei vorhandenen Verdichtern hervorgerufen werden. Das Fressen führt in der Regel zu einem Verschweißen von Verdichter und Schleißblech, wodurch es zu einem kostenintensiven Stillstand der Maschine kommt. Ziel der Maschinenzustandsüberwachung ist die rechtzeitige Detektierung solcher Fressvorgänge und die kontinuierliche Überwachung des Verschleißzustandes der Maschine, um den Zeitpunkt und das Ausmaß der anstehenden Wartungsarbeiten besser vorhersagen zu können. Zu Testzwecken wurde eine Presse mit zusätzlicher Schwingungsmesstechnik ausgestattet. Neben der Schwinggeschwindigkeit und –Beschleunigung werden auch der Systemdruck, die Verdichter- und Türpositionen, die verpresste Masse und eine Reihe von Steuersignalen im Zyklus der Prozesssteuerung aufgezeichnet. Dadurch ergibt sich ein Prozessdatenstrom von ca. 1GB am Tag, im exportierten Zustand. Für die Konvertierung, Komprimierung, Analyse und Visualisierung der Prozessdaten des 111-tägigen Untersuchungszeitraumes sind entsprechende Programme in MATLAB® implementiert worden.

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

                                                                                 Abb. 1:  Prinzipskizze der Schrottpakettierpresse RAS III


 

Lösungsansatz

Grundlage für die Datenanalyse ist die Einteilung des Presszyklusses in 16 voneinander unabhängige Teilsegmente. Abb. 2 zeigt die Einteilung symbolisch anhand des Signalverlaufes vom hydraulischen Systemdruck. Die Betrachtung von lokalen und absoluten Maximal- und Mittelwerten in jedem Segment führt bei Untersuchung aller Sensorsignale und Pakete zu rund 22000 Kurvenverläufen, von denen 1266 näher analysiert wurden. Mit Hilfe des gleitenden Mittelwertes werden die Trendkomponenten der Kurvenverläufe dargestellt. Dadurch soll der Einfluss des Verschleißes und ausgeführter Wartungsarbeiten auf das segmentbezogene Niveau der Mittel- und Maximalwerte verschiedener Zustandsgrößen des Systems bestimmt werden. Über die Darstellung von statistischen Häufungsgebieten werden die Ab­hän­gig­keiten zwi­schen einzelnen Prozess­größen grafisch er­mittelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Abb. 2:  symbolische Einteilung des Presszyklusses anhand des Drucksignalverlaufes

 


 

Vorgehensweise und Ergebnisse

Im ersten Schritt  wurde das Ziel ver­folgt, den Arbeitsbereich der Presse zu bestimmen. Dazu wurde zunächst die Auslastung der Maschine unter­sucht. Die bestimmte mitt­le­re Aus­­las­tung von 550 verpressten Paketen am Tag entspricht einer um­zu­­formenden Schrottmasse von ca. 83 Tonnen. Das Zeit-Regime der RAS III ist da­rauf­hin Gegenstand der Be­trach­tung ge­we­sen, mit der Ziel­gabe Un­regel­mäßigkeiten im Arbeits­ablauf zu er­kennen. Aufgrund der gro­ßen Da­ten­mengen war die Im­plementie­rung mehrerer grafischer Nutzer­ober­flä­chen (s. Abb. 3) zwin­gend not­wen­dig für die Steigerung der Effektivität bei der Datenanalyse und –Visu­ali­sie­rung. Weiterhin wur­de die Schwan­kung der Paket­ge­wich­te durch ein Histogramm und die em­pirische Ver­tei­lungs­funktion cha­rakteri­siert. Da­durch kön­nen sta­tis­tische Aussagen zur  Grö­ße des Massen­­stromes in das Sys­tem RAS III vorgenommen wer­den. Zur genaueren Charakterisierung des Eingangsstromes wurden Zug­ver­suche durchgeführt. Als mechanische Kennwerte des Materials wurden Rp0,2 = 274 N/mm², Rm = 295 N/mm², E=110000 N/mm² und die Bruchdehnung zu 40% bestimmt. Als ein Gütekriterium für die Arbeit der Presse dient u.a. die Paketdichte. Für die Bestimmung des Paket­vo­lu­mens wurden eine Reihe von Test­messung­en vorgenommen. Über die Re­gression wurde aus den Wertepaaren der Testmessungen ein linearer Zu­sammen­hang zwischen Paket­vo­lu­men und der Position von Ver­dich­ter drei hergestellt. Um die Abhängigkeit der Paketdichte vom Systemdruck und der Paketmasse zu untersuchen, sind, Diagramme zur Visualisierung von statistischen Häufungsgebieten erstellt worden (s. Abb.4 und Abb.5).

Die vergrößerte Struktur in Abb.5 läst den Schluss zu, dass neben dem Sys­temdruck und der Paketmasse wei­tere Pa­rameter existieren müssen, welche die Größe der Paketdichte be­stimm­en. Im nächsten Schritt wurden die Bemühungen auf die Darstellung des zeitlichen Verlaufes des Ma­schi­nenzustandes und das Finden von Ver­schleißindikatoren konzentriert. Durch die Messdatenaufzeichnung über einen durchgeführten Schleiß­blechwechsel  hinweg, können die Unterschiede der Maschinenzustände bei verschlissenen und neuen Schleiß­blechen anhand mehrerer Prozessdaten anschaulich gegen­über­gestellt werden (s. Abb.6). Die unterschiedlichen Niveaus einzelner Größen, wie z.B. der Zykluszeit, bei unterschiedlichem Alter der Schleiß­bleche ist ein Indiz für bereits statt­gefundenen Verschleiß.

 

 

 


        

      Abb. 3: Grafische Nutzeroberfläche in MATLAB® zur Datensichtung

 

        Abb. 4:  Zusammenhang zwischen Paketdichte und aufgebrachten Druck

 

 

 

     

  

       Abb. 5:  Zusammenhang zwischen Paketdichte und verpresster Masse

    Abb. 6:  Einfluss des Schleißblechwechsels auf die mittlere Zykluszeit

 

 

 


 

 

Ausblick

Die vorliegende Arbeit liefert eine Reihe von Werkzeugen für die weitere Arbeit mit den auf­ge­zeich­neten Prozess­daten. Eine Aus­deh­nung des Unter­suchungszeitraumes müsste die An­näherung der  Niveaus, und  somit die vorhandene Ver­schleiß­­charak­teris­tik aufzeigen.


Jacky Ölscher
email: j.oelscher@web.de